Kraemer gegen Kraemer
PS-Profi und Youtuber JP Performance aka Jean Pierre Kraemer tritt am Bilster Berg mit der Elektromobilitäts-App „EnBW mobility+“ gegen sich selbst und seinen Fahrstil an. Passt ein Elektroauto zu JP? Die App hat Antworten.
Eigentlich ist das mit der E-Mobilität doch ganz simpel: Wenn der Akku leer ist, einfach aufladen, und dann geht´s weiter. Allerdings sieht sich die Elektromobilität mit einigen Vorurteilen konfrontiert: Für mich reicht die Reichweite der Akkus nicht aus! Es ist viel zu kompliziert mit dem Aufladen und den verschiedenen Steckern! Ganz zu schweigen vom Bezahlen! Aber wie wäre es denn, wenn man ein Elektroauto einmal „ausprobieren“ könnte? Das hat sich der Energieversorger „Energie Baden-Württemberg“ (EnBW) gefragt und dazu eine kostenlose App entwickelt, mit der jeder sein Fahren aufzeichnen und auf ein Elektroauto simuliert übertragen kann. Den Härtetest der App übernahm JP Performance am Bilster Berg.
„Unsere ´EnBW mobility+´-App errechnet anhand von Satellitendaten, ob ein Elektroauto für das eigene Fahrverhalten und den Fahrweg geeignet ist – und wenn ja, welches Fahrzeugmodell dazu am besten passt“, sagt Christoph Ulusoy, Mitarbeiter des Energieversorgers Baden-Württemberg (EnBW) und Erfinder der Mobility-App. „Die App ist da, um auszuprobieren, welche Fahrten mit einem E-Mobil möglich sind.“ Der Normalverbraucher könne dadurch erfahren, ob zum Beispiel sein Pendelweg zur Arbeit auch mit Akku, anstatt mit Treibstoff zu bewältigen wäre. „Häufig ist das sogar schon heute so“, sagt Ulusoy. Nach der Aufzeichnung einer zurückgelegten Strecke erhält der Fahrer eine Auswertung zu der von ihm verbrauchten Energie, der recherchierten CO2-Einsparung, der Fahrtzeit und der Restreichweite in Kilometern. „Mit diesen Parametern analysiert die App, ob sich ein Elektroauto für sein mobiles Verhalten eignet und welches das optimale Elektrofahrzeugmodell für den jeweiligen Fahrer bzw. dessen zurückgelegte Strecke ist“, sagt Ulusoy.
JP Performance will´s wissen: Er testet die App auf Herz und Nieren – mit seinem eigenen Lexus RC F Sportwagen mit Verbrennungsmotor und mit möglichst hoher Geschwindigkeit auf der Teststrecke des Bilster Bergs. Schließlich will der Youtuber rauskriegen, ob bei dieser Fahrweise überhaupt irgendein E-Mobil mithalten kann.
Doch auf Kraemers rasanten Fahrstil hat die App eine Antwort: Den elektrischen Tesla P100D, den schnellsten Wagen seiner Art. „Er beschleunigt von null auf 100 km/h in nur 2,7 Sekunden“, sagt Lars Ehrenfeld, Kompagnon von Christoph Ulusoy und Projektleiter für E-Mobilität bei der EnBW. Die offizielle Reichweite pro Batterieladung beträgt 505 Kilometer. „Es ist meist die Reichweitenangst, wegen der sich viele kein Elektroauto zulegen“, sagt Ehrenfeld. Genau diese Angst solle die App nehmen, indem sie nicht nur angibt, ob der eigene Fahrstil und zum Beispiel die Pendelstrecke für ein E-Auto geeignet sind, sondern ebenso anzeigt, welches Modell geeignet wäre, wie weit es kommt und wo die nächste passende Ladestation ist. Vom Bilster Berg liegt die nächste laut EnBW-App in Nieheim, also nicht weit entfernt. „Dort haben wir unsere Fahrzeuge geladen“, sagt Ulusoy.
Nach der Testfahrt ist Kraemer begeistert: „Ich bin ein sehr technischer Mensch und liebe Beschleunigung. Ein Verbrennungsmotor muss sich immer erst eine Leistungskurve erarbeiten. Bei einem Elektromotor geht man aufs Gas und hat unmittelbar volles Drehmoment.“ Das sei eine klare Verbesserung gegenüber herkömmlichen Antrieben. Auch die App hat es ihm angetan: „Die App funktioniert – sogar unter extremen Bedingungen auf der Rennstrecke.“ Was sich Kraemer beim Thema E-Mobilität wünsche, sei ein bisschen mehr Offenheit bei den Autofahrern: „Es ist eine Reise, auf die wir gehen.“ Kritik übt Kraemer allerdings auch – am Design der E-Autos. Das sei oft nicht ansprechend genug: „Ich denke, die Automobilindustrie hat sich gedacht, hey, wir machen ein Elektrofahrzeug und darum muss das Auto überall ganz rund sein. Doch der Kunde will Emotion“, sagt Kraemer. Seiner Meinung nach sollten die Hersteller Abstriche bei den Strömungswiderständen zugunsten eines kraftvolleren Äußeren machen. Doch dass E-Autos dem Moderator jetzt schon Spaß machen, merkte man JP nach etlichen schnellen Tesla-Runden am Bilster Berg an. Also: Wenn der Akku leer ist, aufladen, und dann geht´s weiter!
Fotos: EnBW AG, Paul Gärtner
Text: Nicole Thesen (Zimmermann Editorial)