Eine Runde über den BILSTER BERG – mit Stéphane Ortelli
Stéphane Ortelli ist Vollblut-Rennfahrer. Der 50-jährige Franzose hat wie viele im Kartsport angefangen und sammelte erste Erfahrung in der Formel Renault und der französischen Formel 3. Doch seine größten Erfolge konnte er im Sportwagenbereich einfahren. So gewann er 1998 die legendären 24 Stunden von Le Mans, wurde 2003 Sieger des 24-Stunden-Rennens in Spa und siegte beim 12-Stunden-Rennen in Sebring 2005. Noch immer geht Ortelli seiner Affinität zum Rennsport nach und ist unter anderem Testfahrer für TOYOTA GAZOO Racing Europe.
Vor ein paar Wochen war Ortelli zum ersten Mal am BILSTER BERG, um den TOYOTA GAZOO Racing GR Supra GT4 zu testen. Seine Eindrücke fasste er so zusammen: „Ich bin zum ersten Mal am BILSTER BERG und es fühlt sich für mich wie eine Rückblende an. Es ist eine fantastische Strecke, die keinen Platz für Fehler lässt. Man muss sich am Anfang erstmal mit der Strecke anfreunden, bevor man an seine Grenzen gehen kann. Die Strecke macht sehr viel Spaß, denn das Layout ist großartig. All die Kuppen und Senken sind wirklich interessant. Die blinden Kurven machen die Herausforderung komplett. Zudem hat die Strecke keine Bodenwellen, die einen aus der Fassung bringen könnten, nur natürlichen Unebenheiten.“
Dann nimmt uns Stéphane Ortelli mit auf eine Runde über den BILSTER BERG. So sieht seine Ideallinie aus:
Drei, Zwei, Eins und los… Ich komme über die Start-/Zielgerade und setze zur ersten Kurve an. Kurve 1, der Kugelkopf, ist sehr interessant, da man bei einer ansteigenden scharfen Rechtskurve stark abbremsen muss. Im Toyota GR Supra GT4 fährt man diese Kurve im dritten Gang. Es ist wichtig, dass man am Ende der Kurve so früh wie möglich wieder beschleunigt, da die Strecke immer weiter ansteigt.
Die Kurve 2, der Fledermaushügel, ist leicht zu bewältigen. Es ist eine schnelle Schikane, die im vierten Gang gefahren wird.
In Kurve 3, dem Pumpenhaus, muss man die innere Spur nehmen, damit man die Kurve 4, das Munitionsfeld, mit Vollgas passieren kann. Es geht weiter auf der Innenlinie im fünften Gang.
Bei Kurve 5, der Jägerbuche, angekommen, schaltet man wieder zurück in den dritten Gang. Hier muss man vorsichtig sein und einen kühlen Kopf bewahren, denn durch die Topografie steigt die Strecke weiter an. Daher ist es wichtig, rechtzeitig auf die Bremse zu steigen.
Beim Ausgang der Kurve 5 sollte man die Mittellinie anstreben. Für die Kurvenreihe 6-7-8 hat man somit den perfekten Ausgangspunkt. Die Strecke führt bis zur Kurve 8, dem Sauwechsel, immer bergauf und fängt dort an, wieder bergab zu führen. Die Kurve 8 ist eine sehr aufregende Kurve, denn das Auto kann leicht abheben, und es entsteht Traktionsverlust an den Hinterrädern. Dennoch gibt man weiter Vollgas.
Nun fällt die Strecke plötzlich immer weiter sehr stark ab, ein wirklich tolles Gefühl. Es folgt ein blinder Gipfel, dann ist man schon bei Kurve 9, dem Telegrafenbogen. Eine schnelle Kurve, die im vierten Gang gefahren wird. Hier wird das Auto auf die Innenseite gedrückt. Man muss früh von der Bremse gehen, um auf der inneren Linie die Geschwindigkeit halten zu können, um dann mit Vollgas zur Kurve 10 zu kommen.
Die Kuppe der Kurve 10, die Kommandantur, ähnelt einem Sprung auf dem Nürburgring. Das Auto hängt hier praktisch mit allen vier Rädern in der Luft, denn hinter der Kuppe geht es mit 26 % Gefälle herunter. Man landet in Kurve 11, der Mausefalle, einer meiner Favoriten. Hier lässt es sich mit dem Toyota GR Supra GT4 nicht vermeiden, dass man mit dem vorderen Spoiler den Boden berührt. Durch die starke Bremsung wird das Auto hier stark an den Boden gedrückt. Super!
Die Steilwand, Kurve 12, ist einer meiner Favoriten, die schwierig zu navigieren ist. Hier geht es mit Vollgas im fünften Gang direkt wieder steil bergauf. Gleich anschließend, in Kurve 13, der Bilster Kuppe, hebt das Auto ein wenig ab und die Innenräder drehen leicht durch.
Hier muss man sich richtig platzieren, um die Kurve 14, den Hochsitz, ideal anfahren zu können. Dann folgt in Kurve 15-16 eine Schikane, das Clubhaus-S. Wie der Kurvenname sagt, handelt es sich bei der Kurvenfolge um eine langgezogene S-Kurve, die man im vierten Gang jeweils innen durchfährt.
Danach geht es auf die Pömbser Höhe. Hier gilt es, alles aus dem Auto herauszuholen, und so schnell wie möglich Gas zu geben, um auf Höchstgeschwindigkeit zu kommen. Bei unserem Test haben wir am Ende der Pömbser Höhe noch zusätzlich die Schikane vor der Mutkurve, der Kurve 17, genutzt. Hier handelt es sich ebenfalls um eine tolle langgezogene Kurve, die im fünften Gang gefahren wird.
Es folgt erneut eine lange Gerade, die Nieheimer Senke, die mich persönlich an „Road America“ in den Vereinigten Staaten erinnert. Dann ist man schon auf dem letzten Stück der Strecke in Kurve 18, dem Hügelgrab, einer weiteren sehr anspruchsvollen Schikane, die man offensiv und mit hoher Geschwindigkeit angeht.
In der 19. und letzten Kurve, der Oeynhausen Kehre, wird vom fünften über den vierten bis in den dritten Gang heruntergeschaltet. Das klingt einfacher, als es ist und ist zudem sehr wichtig, denn die Strecke beginnt hier wieder anzusteigen. Zum Schluss biegt man auf die Start-/Zielgerade ein, wo man auf der langen Geraden zwischen den beiden Boxengassen noch einmal so schnell wie möglich beschleunigt, um die letzten Sekunden herauszuholen.
„Es ist eine wirklich fantastische Strecke, die nach den Tests mit TOYOTA GAZOO Racing Europe jetzt zu meinen Lieblingsstrecken gehört. Definitiv Top 3! Ein Grund hierfür ist sicherlich die Herausforderung, die die Strecke an den Fahrer stellt, aber auch wegen der blinden Kurven. Ich komme ganz bestimmt bald wieder!“, fasst Ortelli am Ende der Testfahrten mit dem TOYOTA GAZOO Racing GR Supra GT4 auf dem BILSTER BERG zusammen.